Dieter-Wellershoff-Stipendien 2024

Laura Cwiertnia (Jg. 1987) und Tina Ilse Maria Gintrowski (Jg. 1978) sind die Dieter-Wellershoff-Stipendiatinnen des Jahres 2024. Die Dieter-Wellershoff-Stipendien wurden vom Literaturhaus Köln als Arbeitsstipendien ausgeschrieben und im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Stadt Köln ausgestattet. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, bestehend aus Kristina Geilhaupt (Buchhandlung Bittner), Ulrike Schulte-Richtering (Literaturhaus Köln) und Christian Werthschulte (Stadtrevue), waren die Exposés und Textproben aus 16 Ein­sendungen. Erstmals wurde in diesem Jahr ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.

© Marlena Waldthausen
© Marlena Waldthausen

Laura Cwiertnia legte im Februar 2022 ihren Debütroman »Auf der Straße heißen wir anders« vor. Darüber hinaus arbeitet sie seit vielen Jahren als Journalistin – seit 2015 ist sie Redakteurin bei der ZEIT und schreibt vor allem über Klima und Protest, Armut und Ungleichheit, Spanien und Lateinamerika.

Die Entscheidung für ihr Romanprojekt begründet die Jury folgendermaßen:

»Laura Cwiertnias Roman handelt von einer Grenzerfahrung im wörtlichen Sinne. Bei einem Trip durch Südosteuropa in den 80er-Jahren machen die beiden Hauptfiguren die Erfahrung, dass ihre Herkunft beim Grenzübertritt auf einmal eine Rolle spielt. Diesen Moment nutzt die Autorin, um in der Rückschau von den sozialen Grenzen innerhalb der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu erzählen: zwischen Arbeitervierteln und den Mittelschichts-Siedlungen, zwischen Migrant*innen und denjenigen, die sich als »Deutsche« definieren – und welche Rolle eine Hecke dabei spielt. Laura Cwiertnia verwebt in ihrem Text verschiedene Zeitebenen und stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob Grenzen so absolut sind, wie wir sie oft wahrnehmen.«

Tina Ilse Maria Gintrowski publiziert regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien, im Januar 2024 erschien ihre dritte eigenständige Publikation »DESPERANGSTO LOVE AND ICH. Stories, Poemas und andere Zustände«. Seit 2020 studiert sie mit dem Schwerpunkt Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien Köln. 2018 erhielt sie schon einmal das Dieter-Wellershoff-Stipendium.

© privat
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In diesem Jahr überzeugte ihr im Entstehen begriffener Erzählungsband die Jury, die ihre Wahl so begründet:

»Die Stories von Tina Ilse Maria Gintrowski untersuchen die Brüche und Risse im vermeintlich Normalen. Sie lassen das zum Vorschein kommen, was sich unter der dünnen Decke der Zivilisation verbirgt, wenn man diese anlupft. Ihr erzählerischer Blick fokussiert die Kipppunkte zwischen Normalität und Illusion. Literarisch dicht treibt sie Figuren und Handlungsstränge voran – immer auf der Suche nach Selbsterkenntnis im vermeintlich Sinnlosen. Ihre Texte handeln von Figuren, die in ihrer Welt den Fokus verloren zu haben scheinen und sich in ihrer Rolle neu definieren müssen.«

Kölner Stipendien für Kinder- und Jugendliteratur 2023

Das Autor-Illustratorin-Duo Michael Heinze & Katrin Stangl sowie der Autor Ingo Haeb erhalten in diesem Jahr die Kölner Stipendien für Kinder- und Jugendliteratur. Die Stipendien werden seit 2019 im Zuge der Autorenförderung mit Mitteln der Imhoff Stiftung sowie der Stadt Köln ausgestattet und vom Jungen Literaturhaus Köln ausgeschrieben. In diesem Jahr werden zwei Stipendien in Höhe von 12.000 Euro vergeben. Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Dina Netz, Andre Kagelmann und Susanne Klinkhamels, wählte aus 15 Einsendungen aus den Sparten Bilder-, Kinder- und Jugendbuch. Erstmals wurde in diesem Jahr ein anonymisiertes Auswahlverfahren angewendet.

© Sonja Werner
© Sonja Werner

Michael Heinze (Text) und Katrin Stangl (Illustration) haben schon mehrfach in Text und Bild zusammengearbeitet und unter anderem zwei Kinderbücher publiziert: „Margot liest“ (2003) und „Luca im Museum“, das 2016 in deutscher, italienischer und englischer Sprache erschienen ist. Michael Heinze (Jg. 1972) gestaltet neben seiner Arbeit als (Drehbuch-)Autor außerdem Webseiten und Video-Content.

© moki
© moki

Katrin Stangl (Jg. 1977) ist Illustratorin und freie Grafikerin und wurde für ihre Druckgrafiken und Bücher bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2018 mit dem „Preis der Stiftung Buchkunst“. Darüber hinaus unterrichtet sie Zeichnen an der Fachhochschule Aachen und gibt Workshops im In- und Ausland.

Sie überzeugten die Jury mit dem Kindersachbuch „MUSKELSALAT – Wilde Spiele für Kinder“:

‚Muskelsalat‘ stellt in einer ansprechenden Scherenschnittästhetik eine ganze Reihe von körperbetonten Spielen vor, mit denen Kinder im Vor- und Grundschulalter Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit erlernen können. Die Spiele sind gut und nachvollziehbar erklärt, die Sprache ist klar, einfach und witzig, die Struktur des Buches ist übersichtlich.“, so die Jury.

© Ingo Haeb
© Ingo Haeb

Ingo Haeb (Jg. 1970) ist (Drehbuch-)Autor und Filmregisseur und war darüber hinaus an der Hochschule für bildende Künste Hamburg sowie an der Kunsthochschule für Medien Köln als Professor für Drehbuch tätig. 2022 erschien sein erstes Kinderbuch. In Zusammenarbeit mit der Hamburger Illustratorin Luise Mirdita entstand das gemeinsame Buchprojekt „Die Betrogenen“.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für das Stipendium folgendermaßen:

„Die an Jugendliche adressierte Graphic Novel ‚Die Betrogenen‘ über eine Kindheit im Nationalsozialismus erzählt auf bewegende Weise vom Aufwachsen in einer Diktatur im Wechselspiel von Anpassung und Zivilcourage. Besonders deutlich werden diese Spannungen dadurch, dass ein ‚weltanschaulicher Riss‘ nicht nur durch die Gesellschaft geht, sondern bis hinein in die einzelnen Familien.“

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